... und [Gott] sprach: »Ich habe David gefunden, den Sohn Isais, einen Mann nach meinem Herzen, der meinen ganzen Willen tun wird.« (Apg 13,22)

 

Wer die Geschichte Davids kennt, weiß, dass David ein Ehebrecher und Mörder war (2.Sam 11). Ehebruch und Mord waren Sünden, auf die nach dem mosaischen Gesetz die Todesstrafe stand (2.Mo 21,12; 3.Mo 20,10; 24,17). Da fragt man sich: Sieht so ein Mensch nach dem Herzen Gottes aus?

Natürlich gefielen Gott diese Sünden Davids überhaupt nicht. Deshalb schickte er auch sofort den Propheten Nathan zu ihm, der ihn zur Rede stellte und ihm Strafe ankündigte (2.Sam 12).

Was aber war es, das Gott an David so schätzte, dass er ihn trotz seiner Sünden einen „Mann nach meinem Herzen“ nannte?

Einerseits sicherlich die Tatsache, dass David seine Sünde nicht leugnete, sondern sofort Buße tat (2.Sam 12,13; Ps 32; 51).

Doch wenn man die Geschichte der Könige anschaut, fällt noch ein anderer Punkt auf: Im Gegensatz zu den meisten seiner Nachkommen blieb David Gott treu und betrieb keinen Götzendienst. Schon sein Sohn Salomo ließ sich von seinen ausländischen Frauen zum Götzendienst verleiten1:

 

Und es geschah zur Zeit, als Salomo alt geworden war, da neigten seine Frauen sein Herz anderen Göttern zu. So war sein Herz nicht ungeteilt mit dem HERRN, seinem Gott, wie das Herz seines Vaters David. Und Salomo folgte der Astarte nach, der Göttin der Sidonier, und dem Milkom, dem Scheusal der Ammoniter. Und Salomo tat, was böse war in den Augen des HERRN, und er folgte dem HERRN nicht so treu nach wie sein Vater David. (1.Kö 11,4-6)

 

Hier steht die Treue Davids direkt im Gegensatz zu Salomos Götzendienst.

Unter Salomos Nachfolger Rehabeam kam es zur Teilung des Reiches in das Nordreich Israel und das Südreich Juda. Jerobeam I, der erste König des Nordreiches, ließ in Bethel und Dan je ein goldenes Kalb aufstellen und verführte das Volk damit zum Götzendienst (1.Kö 12,26-33). An diesem Götzendienst hielten die folgenden Könige Israels fest.2 Immer wieder liest man „er tat, was böse war in den Augen des HERRN, und ging auf dem Weg Jerobeams und in dessen Sünde, mit der er Israel zur Sünde verführt hatte“ (1.Kö 15,34 u. a.).

Im Südreich, wo die Nachkommen Davids regierten, sah es oft nicht viel besser aus. Zwar gab es dort keine goldenen Kälber, doch auch dort wurden die meiste Zeit über Götzen verehrt. Manche Könige betrieben selbst aktiv Götzendienst3, andere folgten dem HERRN, ihrem Gott, treu nach und versuchten, den Götzendienst auszurotten.4 Die Reformen hatten unterschiedliche Ausmaße, blieben aber oft unvollständig. Denn immer wieder heißt es in den Berichten über diese „guten“ Könige, dass „die Höhen“, d. h. die Orte, an denen Götzen bevorzugt verehrt wurden, „nicht wichen“.5 Vor allem aber konnten solche „äußeren Reformen“ die am Götzendienst hängenden Herzen der Menschen nicht ändern. Und das war vielleicht der Hauptgrund, warum der Götzendienst nach dem Tod der gottesfürchtigen Könige so schnell wieder aufleben konnte.

Auffallend ist also, dass die Könige Israels und Judas im Buch der Könige nicht nach ihren politischen, militärischen und wirtschaftlichen Erfolgen beurteilt werden6, sondern danach, ob sie ausschließlich dem HERRN, dem einzig wahren Gott, oder (auch) Götzen dienten. Das ist es, was in Gottes Augen zählt – damals wie heute!

 

Götzendienst war nämlich nicht nur ein Thema zu alttestamentlicher Zeit. Auffallend ist, dass der erste Brief des Johannes mit den merkwürdigen und für einen Briefschluss völlig untypischen Worten endet:

 

Kinder, hütet euch vor den Götzen! (1.Joh 5,21)

 

„Primitiven“ Götzendienst in der Form, dass Figuren aus Holz oder Stein angebetet wurden, gab es damals bei den Juden längst nicht mehr. Dieser Götzendienst hatte zum assyrischen bzw. babylonischen Exil geführt und war seitdem im Volk „kein Thema“ mehr. Und trotzdem gibt es noch Götzen – Dinge, die uns von Gott ablenken und dafür sorgen, dass unser Herz nicht „ungeteilt mit dem HERRN“7 ist (wie das Herz Davids war; vgl. 1.Kö 15,3). Dinge, die unser Geld, unsere Zeit und Energie in Anspruch nehmen und uns davon abhalten, sie Gott zur Verfügung zu stellen. Das können sehr unterschiedliche Dinge sein: Karrierestreben, übertriebenes Sparen, Hobbys, Fernsehen, Internet usw.. Dinge, die auf den ersten Blick und in gesunden Maßen harmlos sind, aber zu Götzen werden, sobald sie einen großen Teil unserer Zeit und Energie in Anspruch nehmen. Wenn wir Menschen nach dem Herzen Gottes sein wollen, müssen wir uns davor hüten, uns vor solchen „unscheinbaren“ Götzen zu beugen, uns in ihren Bann ziehen zu lassen und ihnen mit unserer Zeit, unserem Geld usw. zu dienen anstatt Gott.

Jesus formulierte es so:

 

Niemand kann zwei Herren dienen; denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird einem anhängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon [d. h. Besitz, Vermögen]. (Mt 6,24)

Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner [d. h. Gottes] Gerechtigkeit! Und dies alles [was ihr zum Leben nötig habt] wird euch hinzugefügt werden. (Mt 6,33)

 

Kinder, hütet euch vor den Götzen! (1.Joh 5,21)

Denn des HERRN Augen durchlaufen die ganze Erde, um denen treu beizustehen, deren Herz ungeteilt auf ihn gerichtet ist. (2.Chr 16,9)

 

1 Genau aus diesem Grund hatte Gott seinem Volk auch verboten, ausländische Frauen zu heiraten (2.Mo 24,15-16). Auch die Vielehe hatte Gott seinem Volk verboten, weil diese den Abfall von Gott förderte (5.Mo 17,17). Doch Salomo tat beides – er nahm sich viele Frauen und dazu noch ausländische (1.Kö 11,1-2).

2 1.Kö 15,26.30.34; 16,2.19.26.31; 21,22; 22,53; 2.Kö 3,3; 10,29.31; 13,2.6.11; 14,24; 15,9.18.24.28; 17,21-22. Der Altar in Bethel wurde erst während der Reformen Josias (König von Juda) zerstört, als der Großteil der israelitischen Bevölkerung schon im assyrischen Exil war.

3 Rehabeam (1.Kö 14,22-24); Abija (1.Kö 15,3); Joram (2.Kö 8,18); Ahasja (2.Kö 8,27); Ahas (2.Kö 16,2-4); Manasse (2.Kö 21,2-9.11); Amon (2.Kö 21,20-22); Joahas (2.Kö 23,32); Jojakim (2.Kö 23,37); Jojachin (2.Kö 24,9); Zedekia (2.Kö 24,9)

4 Asa (1.Kö 15,11-14), Joschafat (1.Kö 22,43-44); Joasch (2.Kö 12,3-4); Amazja (2.Kö 14,3-4); Usija/Asarja (2.Kö 15,3-4); Jotam (2.Kö 15,34-35); Hiskia (2.Kö 18,3-6); Josia (2.Kö 22,2; 23, 4-25)

5 1.Kö 15,14; 22,44; 2.Kö 12,4; 14,4; 15,4.35

6 Wenn das der Maßstab wäre, bekäme mancher gottlose König ein recht gutes Zeugnis; z. B. Jerobeam II von Israel, unter dessen Herrschaft Israel eine große Blüte erlebte: großer Wohlstand und Ausdehnung des Nordreiches fast wie z. Z. Salomos.

7 1.Kö 8,61; 11,4; 15,3.14; 2.Chr 15,17; 16,9